Mitte des 16. Jahrhunderts waren fast 80 Prozent der Bevölkerung Bauern. Mit ihren Abgaben finanzierten sie die Geistlichkeit und den Adel, ohne über politische Rechte zu verfügen. Vor 500 Jahren haben aber mutige Bauernköpfe, vor allem in Tirol und Salzburg, in Oberösterreich und auch in Süddeutschland den Aufstand gegen die Obrigkeit gewagt.
Als Martin Luther mit seinen reformatorischen Ideen („Von der Freiheit eines Christen-menschen“) für Wirbel sorgte, schien die Zeit gekommen, sich gegen die religiöse Bevormundung durch den Papst und die Bistümer aufzulehnen. Seine Texte wurden von der bäuerlichen Bevölkerung mit Begeisterung aufgenommen, besonders von jenen Menschen in der Landwirtschaft, die unter der Leibeigenschaft litten und ihre Grundherren etwa auch um Erlaubnis fragen mussten, ob sie heiraten dürfen.
Der Bauernaufstand vor 500 Jahren forderte mehr als 100.000 Tote. Ein bedeutender Bauernführer war der Tiroler Michael Gaismair (1490 – 1532). Nach seiner Ausbildung an einer italienischen Lateinschule wurde er Mitarbeiter von Leonhard von Vös, der von Kaiser Maximilian I. zum Landeshauptmann von Tirol ernannt wurde. Mit einer neuen Landesordnung wollte er für Bürger und Bauern mehr Gerechtigkeit schaffen und das Gesundheitswesen durch Umwandlung von Klöstern in Spitäler und Altenheime verbessern. Er forderte auch die Abgabepflicht der Bauern an Adel und Geistlichkeit zu reduzieren und mehr Freiheitsrechte. Grundlage dafür waren zwölf Artikel, die am 20. März 1525 von einem Bauernparlament in Memmingen (Bayern) verabschiedet wurden und auch das Ende der Leibeigenschaft und Frondienste verlangten. Die mächtigen Habsburger trachteten Michael Gaismair mit 100 Anschlägen nach dem Leben, zumal er auch an der Seite der Salzburger Bauern mit ihrem Anführer Josef Wallner Aufstände am Pass Lueg und in Radstadt unterstützte. Erzbischof Matthäus Lang von Wellenburg ließ die Bauernaufstände blutig niederschlagen. Michael Gaismair kämpfte auch in Venedig mit Söldnertruppen gegen das kaiserliche Heer und wurde von Kopfgeldjägern 1532 ermordet. Das Land Salzburg organisierte zusammen mit der Universität Salzburg und Regionalmuseen 2025 mehrere Ausstellungen und Diskussionsveranstaltungen über die Bauernkriege 1525/1526, unter anderem auch auf der Burg Hohenwerfen im Pongau, weil diese Festung von den Aufständischen gestürmt wurde. In Deutschland wird vor allem Thomas Müntzer als Bauernheld gewürdigt. Dieser war auch in der kommunistischen DDR als Freiheitsheld gefeiert und rückblickend politisch missbraucht worden.
In Österreich gilt vor allem der junge Reichstagsabgeordnete Hans Kudlich (1823 – 1917), der die Entlassung der Bauern vom Untertänigkeitsverband der Gutsbesitzer erreichte, als Bauernbefreier, an den bis heute der vom Ökosozialen Forum vergebene „Kudlich-Preis“ erinnert.
Prof. DI Dr. Gerhard Poschacher,
langjähriger Abteilungsleiter im Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, heute als Publizist tätig
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