
Der Vorschlag von Finanzminister Markus Marterbauer, zur Inflationsbekämpfung einen Preisdeckel für Lebensmittel einzuführen, sorgt in der Bauernschaft für große Aufregung. „Staatliche Eingriffe in die Lebensmittelpreise lehnen wir strikt ab, denn sie schwächen die Landwirtschaft und gefährden unsere Versorgungssicherheit. Wer die Teuerung auf dem Rücken der Landwirte bekämpfen will, riskiert die Existenz unserer bäuerlichen Familienbetriebe“, betont Bauernbund-Direktor Wolfgang Wallner.
Staatliche Eingriffe in die Lebensmittelpreise lehnen wir strikt ab. Wer die Teuerung auf dem Rücken der Landwirte bekämpfen will, riskiert die Existenz unserer bäuerlichen Familienbetriebe.
Wolfgang Wallner
Er rät dem Finanzminister anstatt „linken Populismus zu betreiben, sich die Fakten anzusehen“. Denn die Preissteigerungen, angefangen bei Energie bis hin zu Betriebsmitteln wie beispielsweise Dünger, würden die heimischen bäuerlichen Betriebe stark belasten.
„Was einen Wert hat, muss auch seinen Preis haben“
In dieselbe Kerbe schlägt auch die Landwirtschaftskammer: „Noch vor Kurzem wurde in den Medien über das fortschreitende Bauernsterben berichtet, jetzt plant Österreichs Hüter der Finanzen selbst einen Generalangriff auf die Bäuerinnen und Bauern. Nicht nur die Verbraucherpreise, auch die Preise für Betriebsmittel sind stetig gestiegen während die Bauerneinkommen umgekehrt sinken. Das sorgt für massive Verunsicherung und Existenzängste. Höchste Standards und Qualität unserer Lebensmittel haben einen Wert und müssen auch einen fairen Preis haben“, so LKOÖ-Präsident Franz Waldenberger, der vor „populistischen Markteingriffen“ warnt.
Nicht nur die Verbraucherpreise, sondern auch die Preise für Betriebsmittel sind gestiegen, während die Bauerneinkommen zuletzt gesunken sind.
Franz Waldenberger
Inflation bei Lebensmitteln unter dem EU-Schnitt
Laut EU-Kommission liege die Inflation bei Lebensmitteln in Österreich im Zeitraum von 2019 bis 2024 deutlich unter dem EU-Schnitt. Demnach sei in 26 europäischen Staaten der Preisanstieg höher gewesen. Auch aktuelle Daten des Wirtschaftsforschungsinstituts Wifo belegen, dass die Lebensmittelpreise sich in Österreich zuletzt unterdurchschnittlich entwickelt haben.
„Wer von Preisdeckeln spricht, sollte die Ursachen nicht verschweigen: Es sind die Energiepreise, die Weltmarktschwankungen und die globalen Erntebedingungen, die zu Preisturbulenzen führen, nicht unsere Bäuerinnen und Bauern“, betont Agrarlandesrätin Michaela Langer-Weninger.
Stärkste Preissteigerungen bei importierten Produkten
Auch Daten von Statistik Austria zeigen, dass es von Juni 2019 bis Juni 2025 die stärksten Preissteigerungen bei Produkten wie Bohnenkaffee, Orangensaft, Kiwis, Kakaopulver oder Olivenöl gab allesamt Rohstoffe, die stark importabhängig oder energieintensiv sind. „Staatliche Preisvorgaben würden bedeuten, dass Handelskonzerne ihre Verluste an die Bauern weitergeben oder Regale einfach leer bleiben“, so Langer-Weninger.
Staatliche Preisvorgaben würden bedeuten, dass Handelskonzerne ihre Verluste an die Bauen weitergeben oder Regale einfach leer bleiben.
Michaela Langer-Weninger
Internationale Beispiele würden belegen, dass solche Eingriffe kurzsichtig seien und
den Markt zerstören. So habe in Ungarn beispielsweise der Preisdeckel das Angebot verknappt, statt es zu erhöhen.
Preisdeckel gefährden die Versorgungssicherheit
Für Waldenberger ist es daher jetzt an der Zeit, die Realität der Lebensmittelpreise zu verstehen: „Unsere Bäuerinnen und Bauern sind keine Preistreiber sie sind selbst die Leidtragenden der unerbittlich steigenden Produktionskosten. Pauschale Preisinterventionen bedrohen unmittelbar die Zukunft unserer Landwirtschaft und gefährden die Versorgungssicherheit unseres Landes. Das dürfen und werden wir nicht zulassen.“
Bäuerliche Betriebe sind unter Druck
Die heimische Landwirtschaft stehe für höchste Qualität und strenge Produktionsstandards, sowohl in der Tierhaltung als auch im Pflanzenbau. „Zudem ist Österreich mit mehr als einem Viertel der landwirtschaftlich genutzten Fläche bei der Biolandwirtschaft an der Spitze und gilt zurecht als Feinkostladen Europas. Doch bürokratische Hürden, rigide Auflagen und die Mentalität der Konsumenten, am liebsten zum billigsten Diskont-Lebensmittel zu greifen, setzen unseren bäuerlichen Betrieben hart zu. Die Zahl der Betriebe schrumpft stetig“, betont Waldenberger.
Eigenversorgung sollte gestärkt werden
Österreich müsse daher die Eigenversorgung deutlich stärken. Laut Statistik Austria liegt diese derzeit beispielsweise bei Obst nur bei 33 Prozent, bei Gemüse bei 55 Prozent. Die EU importiert besonders viele Agrarprodukte aus geopolitisch instabilen Regionen wie Brasilien, der Ukraine oder China. „Je schwieriger die Importbedingungen, desto größer werden die Lager der Handelsketten gebaut, um Puffer zu schaffen. Das bedeutet Treibstoff- und Bodenverbrauch in großem Stil, um Billigprodukte aus Ländern zu importieren, in denen weder Umwelt- noch Sozialstandards geachtet werden“, betont Wallner. „Der einzig sinnvolle Weg ist eine Stärkung der regionalen Produktion mit weniger Importabhängigkeit und fairen Preisen für unsere Bäuerinnen und Bauern“, so der oberösterreichische Bauernbund-Direktor.
- Bildquellen -
- Lebensmittel Inflation: pla2na - adobe.stock.com