
Die Almwirtschaft prägt die Kulturlandschaft, speichert CO₂, erhält Biodiversität und lockt jedes Jahr tausende Wanderer an. All dies wird durch die Bewirtschaftung der Almbäuerinnen und Almbauern ermöglicht. Johann Feßl, Obmann des OÖ Vereins für Alm und Weide betont: „Die Alm ist kein Selbstläufer: Sie braucht Menschen, die gerne dort arbeiten, und eine Gesellschaft, die ihren Wert erkennt.“
Die Wandersaison hat heuer früh begonnen, nach Sturmschäden und Schadholzarbeiten sei die Bewirtschaftung aber besonders fordernd gewesen. Spürbar seien auch die veränderten Rahmenbedingungen: Die Zahl der Auftreiber sank von 606 im Jahr 2023 auf 584 im Jahr 2024. Auch die Zahl der aufgetriebenen Großvieheinheiten ist leicht gesunken. Stabil blieb hingegen die Zahl der bewirtschafteten Almen mit rund 426 Betrieben. Waldenberger erklärt: „Da die Zahl der Bäuerinnen und Bauern, die Tiere auf die Alm bringen, sinkt, steht auch für die Arbeiten auf der Alm weniger Personal zur Verfügung. Für die Hüttenbewirtschaftung und die Viehbetreuung wird aber zusätzliches Personal benötigt.“
Zwar sei das Interesse von Saisonkräften gestiegen, jedoch brauche es langfristig helfende Hände. Eine Onlinebörse unter www.almwirtschaft.com bringt Tierhalter, Bewirtschafter und Helfer zusammen.
Unterstützung reicht oft nicht aus
Ein zentraler Anreiz für den Viehauftrieb sind die an den Almauftrieb gekoppelten Ausgleichszahlungen. Sie gelten unabhängig davon, ob die Tiere aus dem Berggebiet oder aus dem Flachland stammen.
„Ohne diese Unterstützung wäre es für viele Betriebe wirtschaftlich kaum möglich, ihre Tiere über den Sommer auf die Alm zu bringen“, so Feßl. Dennoch reichten die Mittel oft nicht aus, um die tatsächlichen Mehrkosten der Almwirtschaft abzudecken.
„Die Almen haben auch einen enormen wirtschaftlichen Wert für den Ausflugstourismus. Wie für jeden Wirtschaftszweig gilt aber auch für die Almwirtschaft, dass der Ertrag höher sein muss als der Aufwand, damit sich der Erhalt dieses Zweigs der Erwerbskombination für die Bäuerinnen und Bauern auch betriebswirtschaftlich lohnt“, so Waldenberger.
“Diese Prämien sind notwendig, um den hohen Arbeitsaufwand auf den Almen abzufedern. Ohne diese Unterstützung wäre es für viele Betriebe wirtschaftlich kaum möglich, ihre Tiere über den Sommer auf die Alm zu bringen.” Johann Feßl
Wolf: Neue Regelungen, alte Sorgen
Ein großes Thema sei weiterhin der Wolf. In Oberösterreich wurden seit 2023 über 260 Sichtungen gemeldet, derzeit leben vier Rudel mit rund 30 Tieren im Land. Waldenberger begrüßt die Senkung des EU-Schutzstatus und die neue Wolfsmanagementverordnung des Landes: „Die Scheu des Wolfes vor dem Menschen ist wichtig, damit er Abstand zu Siedlungen und Nutztieren hält.“
Auch Feßl sieht Handlungsbedarf: „Eine wolfssichere Zäunung ist im alpinen Gelände kaum möglich. Zusätzliche Kosten und Aufwand sind nicht tragbar. Almen und Weiden dürfen nicht der Wiederansiedlung von Großraubtieren geopfert werden.“
Wenn Kulturpflege zur Kostenfrage wird
Die Bedeutung der Almwirtschaft für den Klimaschutz ist wissenschaftlich belegt. Almböden speichern durch ihren hohen Humusgehalt mehr Kohlenstoff als Waldböden. Gleichzeitig sind bewirtschaftete Almflächen ein Zentrum der Artenvielfalt. Mehrere hundert Pflanzenarten und zahlreiche Tierarten finden hier ihren Lebensraum. Ein Reichtum, der bei zu geringer Nutzung durch Verbuschung und Verwaldung bedroht ist.
„Die Offenhaltung der Almflächen ist für uns nicht nur eine Frage der Landwirtschaft, sondern eine Frage der Kulturpflege. Wenn die Almen verbuschen, verlieren wir nicht nur Weideflächen, sondern auch ein Stück Heimat“, betont Feßl.
Wie soll also die Zukunft der Almbetriebe gesichert werden? Wichtig sei laut Waldenberger ein klares Bekenntnis zur Kombinationshaltung. Auch brauche es Fördermodelle, die den tatsächlichen Aufwand der Betriebe abbilden und eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung für Lebensmittel. „Nur wenn Konsumenten wissen, woher ihre Produkte stammen, sind sie bereit, faire Preise zu zahlen“, betont der Oö. LK-Präsident.
AlmabtriebAm 27. September 2025 lädt die Weidegenossenschaft Molln ab 10 Uhr zum 12. öffentlichen Almabtrieb von der Brettmaisalm (neben der Grünburgerhütte) in Steinbach an der Steyr. Gegen 11:15 Uhr wird das Almvieh beim „Kremesbichler“ im Dorngraben beim Festzelt erwartet. Der Almabtrieb zeigt, was unsere Almen leisten – für die Landwirtschaft, die Natur und die Gesellschaft“, betont Feßl.
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- Laudereralm Ebensee: LK OÖ