Auch unter der Erde wird es wärmer

Kommentar von Martin Kugler,
Agrar- und Wissenschaftsjournalist

Neben den vielen unübersehbaren Folgen – Hitze, Dürre, Überschwemmungen, Hangrutschungen usw. – hat die menschengemachte Klimaerwärmung auch viele Konsequenzen, die wir auf den ersten Blick nicht wahrnehmen. So zum Beispiel in unseren Böden und im Grundwasser: Auch diese erwärmen sich, und zwar, wie Klimaforscher herausgefunden haben, deutlich schneller als die Luft. 

Wiener Forschende haben dies kürzlich an einem besonders krassen Beispiel gezeigt: Der Grundwasserkörper unterhalb der Stadt Wien hat sich seit dem Jahr 2000 um durchschnittlich zwei Grad erwärmt. In bebauten Regionen ist die Erwärmung zwar stärker ausgeprägt (u. a. wegen der Bodenversiegelung), aber die Tendenz ist in ländlichen Regionen dieselbe. Und das hat Folgen, insbesondere für die Qualität des Grundwassers: Höhere Temperaturen kurbeln den Stoffwechsel von Mikroorganismen an, sie verbrauchen mehr Sauerstoff. Dadurch verändert sich das Artenspektrum der Bodenlebewesen, und zudem können sich vermehrt Schadstoffe wie zum Beispiel Arsen aus dem Gestein lösen. Aber auch im trockenen Boden verschieben sich durch die Wärme Stoffkreisläufe – das könnte laut Forschenden dazu führen, dass Kohlenstoff im Boden rascher abgebaut wird und sich daher weniger Humus bildet, was zu geringerem Wasserhaltevermögen und zu stärkerer Erosion führen würde. Solche Veränderungen, auf die wir erst nach und nach draufkommen, rufen uns eindringlich in Erinnerung, dass wir Klimaschutz ernst nehmen und unsere Anstrengungen verstärken sollten.

martin.kugler@chello.at

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