Der Wintergerstenanbau fand vergangene Saison witterungsbedingt später statt. Was zunächst nachteilig wirkte, brachte den Vorteil mit sich, dass Infektionen mit der virösen Gelbverzwergung (BYDV) größtenteils ausblieben. Besonders bei warmen Temperaturen zum Anbau ist ein späterer Saatzeitpunkt sinnvoll. Die Blattläuse und Zikaden, die den Virus übertragen, sind dann bereits weniger aktiv. So kann in östlichen und südlichen Produktionsgebieten ein Anbau ab der zweiten Oktoberwoche ratsam sein, im Alpenvorland in der ersten Oktoberwoche und in mittleren und höheren Lagen des Mühl- und Waldviertels erwies sich der Anbau zwischen 20. und 25. September als sinnvoll. Wie stark die Virusbelastung der Vektoren und damit die Gefahr einer Infektion der Bestände tatsächlich ist, kann dem Pflanzenschutz-Warndienst der LK entnommen werden. Derzeit sind hierzulande fünf Wintergerstensorten, die eine Resistenz gegen das Gelbverzwergungsvirus aufweisen, registriert, vier davon sind erhältlich.
Braugerste für die Herbstaussaat
In der Praxis haben sich mittlerweile sowohl der Anbau von Winterbraugerste als auch der von Sommerbraugerste im Herbst etabliert. Die herkömmliche Winterbraugerste sollte spätestens bis zum 15. Oktober ausgesät werden. Dann beginnt das optimale Zeitfenster für Sommerbraugerste im Herbstanbau (bis Anfang November). Wird diese zu früh gedrillt, steigen die Infektionen mit Rhynchosporium-Blattflecken. Die Gefahr der Auswinterung ist bei der Sommerform höher, in den letzten Jahren kam es aber wegen der milden Winter nur einmal zu größeren Schäden.
Bei den Versuchen zu Sommerbraugerste im Herbstanbau, welche die AGES seit einigen Jahren in Kooperation mit dem Land Niederösterreich anlegt, wurden gute Ergebnisse mit Skyway (Lager 6), Leandra (Lager 4) und Amidala (Lager 4) erreicht. Für den diesjährigen Anbau im Herbst ist Saatgut von Amidala, Avus, Leandra und Skyway verfügbar.
Bei den Winterbraugersten haben sich KWS Donau, Livada, Monroe und Sonja als heurige Hauptbraugersten durchgesetzt. Sonja (Lager 6) hat den niedrigsten Proteingehalt unter den Braugersten und eine gute Kornsortierung. Eine Netzfleckeninfektion kann stärker schädigen. Die mittelspät reifende Monroe ist mittel standfest (Note 5) und die Braueigenschaften sind ansprechend. KWS Donau überzeugt mit dem höchsten Vollgerstenanteil. Die Lagerneigung (Note 7) ist hoch, die Blattgesundheit ausgewogen. Livada hingegen ist standfest (Note 4) und sehr kurzwüchsig. Zwergrost kann sie meist abwehren. Bei der Düngung ist auf den hohen Rohproteingehalt zu achten. Außerdem wird die EU-Sorte Claudia angeboten.
Mehrzeilige Futtergersten bringen bei optimaler Bestandesführung oft höhere Erträge als die Zweizeiligen. Bei der Sortenwahl ist es allerdings wichtig, nicht nur den Ertrag, sondern auch den Futterwert der Sorte zu beachten. Die umsetzbare Energie wird einerseits von äußeren Kriterien wie der Kornausbildung und Verunreinigungen der Ernteware bestimmt, andererseits spielen Parameter wie der Protein- und Rohfasergehalt eine wichtige Rolle. Als Faustregel gilt: Ein großes, schweres Korn mit hohem Rohproteingehalt und geringem Rohfaseranteil hat einen hohen Futterwert. So haben bei den Zweizeiligen die Sorten Livada, Sonja, KWS Donau, Monroe, Sandra und Milena einen überdurchschnittlichen Futterwert. Bei den Mehrzeiligen überzeugen Fascination, RGT Mela, SU Jule und Thimea.
Zweizeilige Futtergersten
Arthene (Lager 5) zeigte sich heuer wieder sehr ertragsstark. Sie ist auch bei Überreife halmstabil und bildet Körner mit höchstem Marktwarenanteil (Sortierung >2,2 mm). Bis auf Mehltau kann sie Infektionen meist abwehren. Über ähnliche Widerstandsfähigkeiten verfügt Eufemia (Lager 4). Sie ist kurzwüchsig und halmstabil. Der Futterwert wird durch den mittleren Rohfasergehalt etwas getrübt. Bordeaux (Lager 4) bildet Körner mit ansprechender Sortierung bei niedrigem Rohfaser- und Rohproteingehalt. Die Blattgesundheit ist durchwegs ausgewogen. Die kurzwüchsige LG Campus (Lager 5) reift spät bis sehr spät. Besonders im oberösterreichischen Alpenvorland brachte sie heuer hohe Erträge. Bianca (Lager 5) reift spät und bildet Körner mit sehr hohem Tausendkorngewicht. Für Krankheiten ist sie gering bis mittel anfällig.
Ähnlich blattgesund ist SU Laubella (Lager 5). Sie ist kurzwüchsig und bildet ebenfalls große, schwere Körner. Bestände der kurzwüchsigen Sandra (Lager 4) können von Zwergrost stark infiziert werden. Die Kornsortierungen sowie der energetische Futterwert sind positiv ausgeprägt. KWS Tardis (Lager 4) spielt vorrangig in der Steiermark eine Rolle. Beim Anbau in Staulagen ist auf eine Mehltauinfektion zu achten. Einen mittelhohen Marktwarenanteil kombiniert sie mit einem mittleren Rohproteingehalt.

Ertragsstarke Mehrzeilige
Sevilla (Lager 4) wurde im vergangenen Dezember zugelassen und steht ertraglich an der Spitze im niederösterreichischen Alpenvorland. Der Futterwert wird durch den niedrigen Rohproteingehalt getrübt. Ähnlich hohe Erträge erzielte Julia (Lager 5) bei hohem bis sehr hohem Marktwarenanteil und niedrigem Hektolitergewicht. RGT Mela (Lager 5) produziert ihre hohen Erträge mit dünnen Beständen (450 bis 600 Ähren/m2) bei sehr hoher Kornzahl pro Ähre. Außerdem kombiniert sie sehr gute Kornsortierungen mit einem mittleren Hektolitergewicht, so wie auch KWS Tolanis (Lager 4).Sie führte 2025 ertraglich das mehrzeilige Sortiment an und brachte auch langjährig in allen Produktionsgebieten gute Ergebnisse. Der Futterwert ist aufgrund des niedrigen Rohproteingehalts und des mittleren Rohfaseranteils allerdings gering.
Frederica reift spät und ist trotz ihres hohen bis sehr hohen Wuchses mittel standfest (Note 5). Das Hektolitergewicht ist bei bester Kornsortierung und hohem Tausendkorngewicht unterdurchschnittlich. Die langhalmige Thimea (Lager 4) hat die beste Toleranz gegenüber Schneeschimmel im Sortiment. Auch andere Krankheiten können gut bis mittel abgewehrt werden. Adalina (Lager 4) verfügt über ein überdurchschnittlich hohes Hektolitergewicht bei mittlerer Anfälligkeit für Krankheiten.
Die zweizeilige Milena reift mittelfrüh und ist bei mittelhohem Wuchs wenig standfest (Note 7). Der energetische Futterwert ist ansprechend. Bei den Mehrzeiligen gibt es die Sorten Fascination, LG Zebra und RGT Alessia. Fascination (Lager 5) kombiniert eine gute Blattgesundheit mit hoher Halmstabilität. Im niederösterreichischen Alpenvorland sowie im Pannonikum zeigte sie das höchste Ertragspotenzial bei ansprechender Kornsortierung.
Mehrjährig die höchsten Erträge im oberösterreichischen Alpenvorland brachte die Neuzulassung RGT Alessia. Die Lageranfälligkeit (Note 3) ist gering, Zwergrost kann die Bestände stark infizieren. LG Zebra (Lager 3) beginnt als erste im Sortiment mit dem Ährenschieben und reift auch früh ab. Hohe Erträge erzielt sie vor allem im Trockengebiet des Landes.
Populationsroggen behauptet sich
Der Roggenanbau konnte im Trockengebiet 2024 meist rechtzeitig im Saatzeitfenster erfolgen. Im Mühl- und Waldviertel war die Aussaat oft erst verzögert möglich. Die Bestände konnten aber im Herbst noch einiges aufholen.
Im Gegensatz zu vielen anderen Kulturarten, in welchen Hybride dominieren, können sich Populationsroggen gegenüber Hybridsorten immer noch behaupten. Ein Hauptgrund dafür ist die geringere Anfälligkeit für Mutterkorn der Populationssorten. Nachdem es seit 1. Juli 2025 neue Grenzwerte für Mutterkornsklerotien gibt, werden Populationsroggen vermutlich auch weiterhin eine bedeutende Rolle spielen. Hybridsorten bestechen durch kürzeren Wuchs und tendenziell bessere Blattgesundheit. Sie erreichen höhere Erträge, bei üblicherweise geringerem Proteingehalt.
Im Dezember 2024 wurde nur die Erhaltungssorte Haunsberger Roggen zugelassen, die in Salzburg angebaut wird. Sowohl im pannonischen Trockengebiet als auch in der Region Mühl- und Waldviertel überzeugt SU Bebop (Lager 6) mit dem höchsten Kornertrag unter den Populationssorten. Allerdings ist er etwas mutterkornanfälliger als die übrigen Sorten. Bei den Qualitätsparametern kann er mit einer hohen Fallzahl punkten. Außerdem besitzt er eine für Roggen gute Stickstoffeffizienz. Das trifft auch auf Dankowskie Turkus (Lager 5) zu. Er ist schwankend in seinen Erträgen, überzeugt aber mit einer niedrigen Anfälligkeit für Mutterkorn sowie für Halmknicken. Rostkrankheiten können mittel schädigen, Mehltau etwas mehr. Dukato (Lager 5) ist eine bewährte Sorte, welche über stabilere Halme in der Totreife verfügt. Sowohl für Braun- als auch Schwarzrost ist er mittelstark empfänglich. Trotz hohem Wuchs ist Amilo nicht übermäßig lagergefährdet (Note 6). Die Bestände sollten bei ihm genau auf Rostkrankheiten und vor allem Mehltau kontrolliert werden.
Mit den besten Werten im Prüfsortiment für Hektolitergewicht und Fallzahl kann er mit seinen Qualitätsparametern überzeugen. Kombiniert mit niedriger Auswuchsanfälligkeit ist er bei wechselhaften Abreifebedingungen eine gute Wahl. Elias (Lager 6) ist langhalmig und reagiert sensibel auf Blattkrankheiten, speziell Infektionen durch Braunrost und Schneeschimmel können schädigen. Er ist in beiden Regionen der ertragsstabilste Populationsroggen. Mit dem sehr hochwüchsigen Schlägler (Lager 8) befindet sich ein bereits 1948 zugelassener Roggen in der Sortenliste. Er reift früher als die anderen Sorten. Braunrost und Auswuchs können bei ihm Probleme verursachen.
Überzeugende Hybride
Mit KWS Fidalgor und KWS Wisdor wurden zwei Sorten neu zugelassen. Beide sind allerdings noch nicht in Österreich erhältlich. KWS Tayo (Lager 4) ist in beiden Roggenanbaugebieten der ertragsstärkste Hybridroggen. Im Mühl- und Waldviertel ist er außerdem sehr ertragsstabil. Auf Rostkrankheiten reagiert er etwas sensibler als auf Schneeschimmel und Mehltau. Eine gute Auswuchsfestigkeit kombiniert er mit hohen Fallzahlen. Geringe Wuchshöhe und der beste Wert für Auswuchs unter den Hybridroggen zeichnen KWS Emphor (Lager 4) aus. Krankheiten werden mittel abgewehrt und die Proteingehalte sind niedrig. Ähnlich empfänglich für Blattkrankheiten ist der kurzwüchsige KWS Pulsor (Lager 5), wobei er Mehltau besser abwehren kann. Im Trockengebiet kann es bei ihm zu Ertragsschwankungen kommen. KWS Detektor (Lager 5) zeigt sich anfälliger gegenüber Mehltau und Braunrost als die übrigen Sorten. Schneeschimmel widersteht er gut, außerdem liefert er die höchsten Fallzahlen. Im Mühl- und Waldviertel ist er weniger ertragsstabil.
Triticale für jede Region
Triticale wird großteils für Futterzwecke am eigenen Hof angebaut. Blattkrankheiten traten heuer nur in geringem Umfang auf, und damit war das Ertragsniveau der Versuche höher als im Vorjahr. Mitunter fallen im Ertrag regional große Unterschiede auf. Eine genaue Sichtung der Daten nach Anbauregion ist – wie bei den meisten Kulturen – ratsam.
2024 kamen zu den bewährten Sorten drei neue hinzu. Bicross ist bereits erhältlich, Rapace und Tribello müssen erst in größerem Ausmaß vermehrt werden. Die hochwüchsige Bicross (Lager 6) ist in allen Gebieten unter den ertragreichsten Sorten. Rostkrankheiten und Ährenfusarium können diese Wechseltriticale kaum schädigen. Eine mittlere Anfälligkeit für Mehltau ist jedoch gegeben. Hervorragend ist auch die Stickstoffeffizienz. Lumaco, ebenfalls mit hoher Stickstoffeffizienz ausgestattet, überzeugte dieses Jahr vor allem im Alpenvorland sowie im Mühl- und Waldviertel. Große Widerstandskraft besitzt sie vor allem gegen Gelbrost, aber auch gegen Mehltau. Die Lagerneigung (Note 6) ist auf ihren höheren Wuchs zurückzuführen.
Mit Ausnahme der Steiermark ist RGT Tamac (Lager 5) eine Sorte mit sehr guten Erträgen in allen Gebieten. Außer Mehltau wehrt sie alle Krankheiten gut ab. Auch ihre Anfälligkeit für Auswuchs sollte beim Anbau bedacht werden. Trimondo (Lager 5) überzeugt mit guten Qualitätswerten bei Hektolitergewicht und Rohproteingehalt. Während Braunrost fast gänzlich abgewehrt wird, ist die Anfälligkeit für Gelbrost sehr hoch. Durch Schneeschimmel kann es ebenfalls zu Ertragsausfällen kommen.
Überzeugende Erträge liefert Rivolt (Lager 5) in der Steiermark und in Kärnten. Während die meisten Blattkrankheiten passabel unterdrückt werden, kann Gelbrost sehr stark schädigen. Im heurigen Frühjahr war aber dieses Manko durch den geringen Druck kaum ein Problem. Der Rohproteingehalt ist im Vergleich zu den anderen Sorten etwas niedriger. Stärker zu Lager neigt die langstrohige Brehat (Note 7). Mehltau, Ährenfusarium und Schneeschimmel werden nicht so erfolgreich abgewehrt wie Rostkrankheiten. Das frühe Ährenschieben ist ein weiteres Merkmal dieser Sorte. Die kurzwüchsige SU Laurentius (Lager 3) zeigt gute Ertragsergebnisse in der Steiermark und in Kärnten. Roste und Schneeschimmel schädigen kaum, für andere Blattkrankheiten ist sie mittelanfällig. Von kurzem Wuchs ist auch RGT Flickflac (Lager 3). Trotz verzögerten Ährenschiebens reift sie mittelfrüh. Ein Augenmerk sollte man auf Ährenfusarium legen, da dies häufiger auftritt als bei den meisten anderen Sorten. Halmstabil ist auch die 2017 zugelassene Tribonus (Lager 4). Für Krankheiten ist sie mittelanfällig, bei mittelfrüher Reifezeit. Im Gegensatz dazu reift Belcanto (Lager 4) spät ab. Während Schneeschimmel und Gelbrost keine Probleme bereiten sollten, ist die Anfälligkeit für Mehltau im Mittel. Die guten Werte bei den Qualitätskriterien Hektolitergewicht und Proteingehalt zeichnen sie aus. Claudius (Lager 6) neigt, bei entsprechender Witterung, verstärkt zu Auswuchs. Braunrost und Gelbrost können stärker schädigen, Schneeschimmel wird hingegen gut abgewehrt. Spätreifend und durch den höheren Wuchs auch lagergefährdet (Note 7) ist Tricanto. Braunrost kann erheblich schädigen, während die Anfälligkeit für Rhynchosporium-Blattflecken und Ährenfusarium gering ist.
Bio-Saatgut
Für Bio-Betriebe sind die Sorten KWS Donau, Monroe, Livada und Sonja zur Braugerstenproduktion verfügbar. Saatgut von den zweizeiligen Futtergersten Arthene, Bianca, LG Calvin, Milena und Sandra steht in Bio-Qualität bereit. Von den mehrzeiligen Futtergersten kann Bio-Saatgut von Adalina, Fascination, Finola, RGT Alessia, RGT Mela, Thimea und der EU-Sorte Integral bezogen werden.
Mit Belcanto, Bicross, Borowik, Brehat, Claudius, Lumaco, Presto, Rivolt, SU Laurentius, Triamant und Tricanto können Landwirte aus einer Vielzahl an nach biologischen Kriterien vermehrten Sorten wählen. Für den Bio-Roggenanbau stehen neben den Populationsroggen Amilo, Dankowskie Turkus, Dukato, Elias, Schlägler und SU Bebop sowie der Erhaltungssorte Lungauer Tauern 2 auch die Hybridroggen KWS Detektor, KWS Emphor zur Verfügung. Alle vorgestellten Ergebnisse wurden unter Mitarbeit des Landes Niederösterreich erhoben.
- Bildquellen -
- Tabelle Wintergerste: AGES
- Wintergerste – Kornertrag 2019-2025: AGES
- Sommergerste: AGES/Flamm
- Tabelle Winterroggen: AGES
- Winterroggen – Kornertrag 2019-2025: AGES
- Tabelle Wintertriticale: AGES
- Wintertriticale – Kornertrag 2019-2025: AGES
- Weizen Saat: agrarfoto.com