Die Umweltleistungen besser sichtbar machen

Rund um die Woche der Landwirtschaft finden in der Steiermark viele Aktionen statt. In deren Mittelpunkt steht die Artenvielfalt in der Land- und Forstwirtschaft.

V. l.: Pepo Reiter-Haas, Kammerdirektor Werner Brugner, Präsident Andreas Steinegger, Vizepräsidentin Maria Pein, Alexandra Frewein, Alois Kiegerl

Die steirischen Land- und Forstwirte sind weit mehr als Lebensmittelproduzenten und Bereitsteller von nachhaltigen Rohstoffen und erneuerbarer Energie. Sie gestalten auch die attraktive Kulturlandschaft und fördern die Biodiversität. „Die Bäuerinnen und Bauern leisten jeden Tag einen zentralen Beitrag zur Artenvielfalt, für gesunde Böden, sauberes Wasser und hohe Tierwohlstandards – oft unbemerkt“, unterstrich Präsident Andreas Steinegger in einer Pressekonferenz zum Anlass der Woche der Landwirtschaft (vom 20. bis 27. Juli). Dabei betonte er: „Biodiversität und Artenvielfalt werden durch eine aktive Bewirtschaftung gewährleistet. Aber es braucht mehr Bewusstsein für die Umweltleistungen der Bäuerinnen und Bauern.“ Diesbezüglich präsentierte er eindrucksvolle Zahlen rund um Agrarumweltmaßnahmen. Diese sind europaweit einzigartig und bilden das von der EU, dem Bund und den Bundesländern unterstützte Österreichische Umweltprogramm ÖPUL. 

Biodiversitätsflächen

So erreichten die speziell angelegten Biodiversitäts- und Naturschutzflächen 2025 in der Steiermark einen Rekordwert von 28.000 Hektar. Davon sind sogar 1.800 Hektar Ackerfläche mit insektenfördernden Blühmischungen bestellt. Diese Biodiversitäts- und Naturschutzflächen bieten ebenso wertvolle Rückzugsräume für Insekten, Bestäuber und Vögel wie die 315.000 punktförmigen Landschaftselemente (Bäume und Büsche) sowie die 32.700 flächigen Landschaftselemente wie Hecken, Unterholz, Baum- und Gebüsch-gruppen.

Auffallend stark zugenommen haben die Naturschutzflächen, die sich seit 2013 verdoppelt haben: 3.100 landwirtschaftliche Betriebe stellen dafür 15.000 Hektar zur Verfügung. Hier verzichten die Bäuerinnen und Bauern gänzlich auf mineralischen Dünger und weitgehend auf Wirtschaftsdünger. Außerdem mähen sie deutlich später, damit sich seltenen Gräser und Kräuter aussamen und gut vermehren können.

Weiters haben sich 7.000 steirische landwirtschaftliche Betriebe mit 93.000 Hektar Fläche der umweltgerechten und biodiversitätsfördernden Bewirtschaftung (UBB) verschrieben. 7.700 Rinderbetriebe setzen mit 140.000 Tieren die Maßnahme „Tierwohl Weide“ um – so bleibt die vielfältige und artenreiche Kulturlandschaft erhalten. Und 3.700 steirische Biobetriebe bewirtschaften nach den Regeln des Biolandbaus 60.000 Hektar Grün- und Ackerland sowie Obst- und Weinkulturen.

Seltene Tierarten im Wald

Auch die steirischen Wälder sind, so Steinegger, laut mehrjähriger waldökologischer Basisinventarisierung im Forstgut Pichl von Biodiversität geprägt und keine artenarmen Wirtschaftswälder. „Rund 3.000 Arten wurden nachgewiesen – darunter zahlreiche Rote-Liste-Arten, Endemiten und sogar Erstnachweise für die Steiermark.“ So wurde der Mährische Asselfresser, eine Spinnenart, erstmals in der Steiermark belegt. Sensationell ist der Wiederfund des Pichler Scherenspringers, eines Pseudoskorpions, nach 80 Jahren sowie das Vorkommen der Höhlen-Baldachinspinne, die es weltweit nur in den Ostalpen gibt.

Kammerdirektor Werner Brugner wies darauf hin, dass die Biodiversität auch in der Beratung einen wichtigen Platz einnimmt. Vizepräsidentin Maria Pein machte auf das Kompetenzzentrum für Ackerbau, Humus und Erosionsschutz in Feldbach aufmerksam.

Berichte aus der Praxis

Als praktizierende Landwirte nahmen auch die Alm- und Heumilchbäuerin Alexandra Frewein aus Kobenz, Landeskammerrat Alois Kiegerl aus Deutschlandsberg sowie Ackerbauer und Direktvermarkter Pepo Reiter-Haas aus Wildon an der Pressekonferenz teil. Frewein betonte: „Unsere Milchkühe weiden im Sommer auf der Alm. So erhalten wir diese artenreiche Schatzkammer mit ihren wertvollen Kräutern und Gräsern, wie zum Beispiel Mutterkraut, Weideröschen, Frauenmantel, Johanniskraut, Schargarbe, Zittergras oder Wiesenstorchschnabel.“ Kiegerl informierte, dass seine robusten Murbodner, eine gefährdete Rinderrasse, auf seinen Naturschutzflächen weiden und sagte: „Vom tierfreundlichen Stall über die Förderung der Rasse Murbodner bis hin zur Fütterung und Haltung ist bei uns alles stimmig.“

Pepo Reiter-Haas ließ wissen, dass er und seine Gattin Anita nach der Raps-, Mais- und Kürbisernte Begrünungen anlegen würden, um das Bodenleben zu aktivieren und Humus aufzubauen. Schon seit 15 Jahren haben sie eine etwa 100 Meter lange Hecke angelegt, die den Wald mit dem Auwald und dem Kainach-Fluss verbindet. „Das ist ein wertvoller Lebensraum für Vögel, Kleintiere und Wild“, sagte Reiter-Haas. Auch seine 0,4 Hektar große Streuobstwiese mäht er später, sodass die Gräser und Kräuter aussamen können. „Die Streuobstwiese gibt auch den gesetzten Kitzen Schutz“, so Reiter-Haas abschließend.

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  • Woche der Landwirtschaft: LK/Danner
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AUTORRed. KB
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