Beim heurigen Erntegespräch in Deutschkreutz, welches von der LK Burgenland gemeinsam mit dem Landwirtschaftsministerium, der Agrarmarkt Austria und Vertretern aus Handel und Verbänden organisiert wurde, gab man Einblick in die bisherigen Ernteergebnisse. Auch Herausforderungen, die im Speziellen die burgenländischen Ackerbauern betreffen, wurden diskutiert.
„Während im Seewinkel die Ernte fast abgeschlossen ist und im Südburgenland bereits mehr als 80 Prozent abgeerntet sind, warten in den Bezirken Eisenstadt, Mattersburg und Oberpullendorf noch fast die Hälfte der Getreideflächen darauf, gedroschen zu werden – zum Großteil deswegen, weil der Regen und die Unwetter der letzten Tage ein Einfahren der Ernte unmöglich gemacht haben“, berichteten LK-Präsident Nikolaus Berlakovich und Maria Portschy, LK-Pflanzenbauausschussvorsitzende. Nach aktuellem Stand gehen sie heuer von einer „mengenmäßig gut durchschnittlichen“ Getreideernte aus.
Die Wintergerstenernte begann hierzulande am 15. Juni und war den Experten zufolge wieder einer der früheren Erntestarts der vergangenen 23 Jahre. „Bei der Wintergerste ist sowohl die Qualität als auch der Ertrag sehr gut“, so Berlakovich und Portschy. Beim restlichen Getreide werden ähnlich gute Qualitäten erwartet, allerdings witterungsbedingt mit regionalen Unterschieden. „Die Schätzungen liegen bei rund 285.000 Tonnen, das liegt leicht über dem Fünf-Jahres-Durchschnitt“, teilte man mit.
Insgesamt wurden im Burgenland in der laufenden Saison von den rund 155.000 Hektar Ackerfläche 57.500 Hektar Getreide angebaut. Der gesamte Getreideanbau ist im Vergleich zum letzten Jahr um 1,4 Prozent (rund 800 ha) gestiegen. „Flächenzuwächse gab es vor allem beim Winterweichweizen (+3.600 ha), bei Winterdinkel (+860 ha), Silo- (+300 ha) und Körnermais (+500 ha), Kartoffel (+240 ha), Sonnenblume (+300 ha) und Ackerbohne (+600 ha). Bei Sommergetreide reduzierte sich hingegen die Anbaufläche um fast 2.000 Hektar (-24 %). Auch die Anbaufläche bei Winterraps sank weiter um 1.700 Hektar (-40 %), wohl aufgrund fehlender Wirkstoffe für den chemischen Pflanzenschutz. Binnen zwei Jahren nahm die Rapsfläche somit um insgesamt 60 Prozent ab. Die Zuckerrübenfläche reduzierte sich ebenfalls um etwa 1.160 Hektar (-39 %) auf einen historischen Tiefstand“, erläuterte Berlakovich.
Auch wenn die gesamte Sojabohnenfläche 2025 um etwa 1.800 ha (-7 %) zurückgegangen ist, bleibt sie mit rund 25.200 ha nach wie vor die flächenmäßig zweitwichtigste Ackerkultur im Burgenland. „Im Bio-Anbau ist die Sojabohne schon seit mehreren Jahren die Nummer eins. Im Burgenland wird mehr als die Hälfte der Sojaanbaufläche (14.500 ha) biologisch bewirtschaftet“, so Berlakovich.
Weniger und mehr Niederschlag
Die intensiven Niederschläge und teilweise Überflutungen prägten den Herbstanbau. Im Nord- und Mittelburgenland fielen im Gesamtjahr 2024 teilweise bis zu 130 Millimeter (+21 %) mehr Niederschlag, im Bezirk Oberwart regnete es durchschnittlich viel, in den Bezirken Güssing und Jennersdorf weniger als im mehrjährigen Mittel (-11 %). Auf einen warmen, trockenen Winter folgte ein Frühjahr mit gut verteilten Niederschlägen und gemäßigten Temperaturen. Im Frühling sorgte der kühle Mai für einen langsameren Vegetationsfortschritt, was den Getreidebeständen grundsätzlich guttat. Auf einen trockenen Winter folgte ein Frühjahr mit leicht unterdurchschnittlichen Niederschlägen, die aber laut LK gut verteilt waren. Die erste tropische Wetterlage Anfang Juni mit mehreren Tagen über 35 Grad Celsius sorgte für eine erste Stressphase bei den Ackerkulturen. Der mäßige Temperaturanstieg ab Mitte Juni bewirkte ein etwas langsameres Abreifen. „Der Regen der letzten Tage war zwar gut für die Herbstkulturen, aber für die Getreideernte leider nicht. Denn durch den Niederschlag kann das bereits (über-)reife Getreide nicht gedroschen werden und verliert an Qualität“, erklärte Ausschussvorsitzende Portschy.
Bereits seit 30 Jahren besteht das Österreichische Agrarumweltprogramm (ÖPUL), welches die freiwilligen Umweltleistungen der Bäuerinnen und Bauern unterstützt. „Im Burgenland nehmen rund 86 Prozent landwirtschaftlichen Betriebe am ÖPUL-Programm teil.
Bio-Plus im ÖPUL
Die Anzahl der Bio-Betriebe im ÖPUL hat sich im Vergleich zum Vorjahr um 46 neue Betriebe erweitert, somit sind 1.242 burgenländische Bio-Betriebe mit von der Partie. Das sind 24 Prozent aller burgenländischen ÖPUL-Betriebe“, hob LK-Vizepräsident Werner Falb-Meixner hervor. „Die tatsächliche Anzahl aller Bio-Betriebe im Burgenland ist jedoch höher, da etwa acht bis zehn Prozent nicht an der Maßnahme ‚Bio‘ des Agrarumweltprogramms teilnehmen. Entweder weil sie zu kleine Flächen haben oder etwa Bio-Imker ohne landwirtschaftliche Flächen sind“, so Portschy.
Gefährlicher Angriff auf Europas Agrarpolitik
Die Europäische Kommission hat kürzlich ihre Pläne für den Mehrjährigen Finanzrahmen der EU für die Jahre 2028 bis 2034 präsentiert. „Die haben es in sich“, wurde beim Erntegespräch betont. Hinter dem harmlos klingenden Entwurf verberge sich ein fundamentaler Umbau des EU-Haushalts, der gravierende Folgen für zentrale Politikbereiche haben könnte – insbesondere für die Landwirtschaft.
Konkret will die Kommission die bisher eigenständig finanzierten Bereiche Agrarpolitik, Regionalpolitik, Migration und Sicherheit in einem einzigen Fonds bündeln. Dieser neue Fonds soll über einen Nationalen und Regionalen Partnerschaftsplan (NRPP) verwaltet werden. Was auf den ersten Blick nach mehr nationalem Spielraum aussieht, sei in Wahrheit ein gefährlicher Rückschritt. Denn mit der Zusammenlegung steigt der Konkurrenzdruck zwischen den Politikbereichen.
Besonders dramatisch sei die Situation für die Landwirtschaft. Berlakovich: „Die bisherige Zwei-Säulen-Struktur der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) steht vor dem Aus.“ Während die Direktzahlungen der 1. Säule erhalten bleiben sollen, gerät die 2. Säule – die gezielte Förderung ländlicher Entwicklung und nachhaltiger Leistungen wie Umweltschutz und Biodiversität – massiv unter Druck. Gerade Programme wie das Österreichische Programm für umweltgerechte Landwirtschaft könnten so geschwächt oder gar ausgehöhlt werden. „Unsere Bäuerinnen und Bauern stehen schon heute unter enormem wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Druck“, warnt Berlakovich, der auch 1. Vizepräsident des EU-Bauernverbandes Copa ist, und weiter: „Die gemeinsame Agrarpolitik war bisher erfolgreich. Die Menschen haben hochqualitative Lebensmittel zu leistbaren Preisen bekommen und die Bauern haben gleichzeitig auf eine umweltfreundliche Produktion geachtet.“
Dieses System werde von der Kommission jetzt zerstört. „Statt die Bäuerinnen und Bauern zu stärken, gefährdet die EU-Kommission mit diesem Vorschlag die Basis einer nachhaltigen und regionalen Lebensmittelproduktion. Damit wird nicht nur die Landwirtschaft geschwächt, sondern die europäische Ernährungssicherheit als wichtiger strategischer Sektor insgesamt“, betonte der Bauernbündler. Der aktuelle Vorschlag der Kommission sei kein Modernisierungsschritt, sondern ein gefährlicher Angriff auf die europäische Agrarpolitik. „Österreichs Landwirtschaft braucht Stabilität und Planungssicherheit – keine politischen Experimente auf Kosten unserer Bäuerinnen und Bauern“, ist Berlakovich überzeugt.
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