Gerangel um deutsche Vion-Standorte

In Bayern und Baden-Württemberg herrscht reges Interesse an Schlachthöfen der niederländischen Vion-Gruppe. Die Lage gestaltet sich zunehmend unübersichtlich.

Wer darf in Süddeutschland künftig in großem Stil Rinder schlachten? Das klären dieser Tage Behörden und Gerichte.

Der multinationale Großschlachter Vion machte in den vergangenen Monaten vor allem durch seine angeschlagene Wirtschaftslage von sich reden. Dem Konzern hatten in den letzten drei Jahren eigenen Angaben zufolge die hohe Inflation, sinkende Tierbestände in Nordeuropa und der Verlust von Exportmärkten aufgrund der Afrikanischen Schweinepest zugesetzt. Mit einem Verlust von 81,3 Millionen Euro fiel die kürzlich präsentierte Geschäftsbilanz bei einem Umsatz von 3,13 Milliarden Euro erneut tiefrot aus. In der Konzernzentrale im niederländischen Boxtel versucht man schon seit vergangenem Jahr, durch Restrukturierungsmaßnahmen wie Teilverkäufe gegenzusteuern.

Ein solcher Deal war die im September 2024 geschlossene Grundsatzvereinbarung über den Kauf mehrerer Unternehmen und Beteiligungen der Vion-Gruppe durch die Tönnies International Management GmbH, welche zum gleichnamigen Marktführer der deutschen Schlachtbranche gehört. Kernelement des Kaufs wären drei Schlachthöfe in Bayern und Baden-Württemberg gewesen, wo Vion bisher Rinder schlachtete. Anders als bei bisherigen Verfahren – Vion trennt sich von allen Standorten in Deutschland – hat das Bundeskartellamt diesen Kauf allerdings im Juni untersagt. „Die Übernahme
der Vion-Standorte hätte die Marktposition von Tönnies zum Nachteil der Landwirte und der verbleibenden kleineren Wettbewerber in den betroffenen Regionen bedenklich verstärkt“, so die Beamten. Tönnies hätte mit der Übernahme neben seiner bereits dominierenden bei Schweinen, wo man im Vorjahr beinahe 30 Prozent Marktanteil hielt, auch im Bereich Rinder eine Führungsposition erlangt, wurde ergänzt.

Das ließ der Branchenprimus nicht lange auf sich sitzen und reichte vergangene Woche Rechtsbehelf beim zuständigen Oberlandesgericht in Düsseldorf ein. Nach Einschätzung von Unternehmenschef Maximilian Tönnies ist die vom Bundeskartellamt vorgenommene Bewertung unzutreffend. Es gehe „um nicht weniger als die Zukunft der landwirtschaftlichen Tierhaltung in Süddeutschland“, wird der Manager von Agra-Europe zitiert. Tatsächlich hatte auch Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber im Juni solche Bedenken geäußert.

Westfleisch interessiert

Pikante Wendung: Mittlerweile hat auch die Nummer zwei im deutschen Schlachthof-Ranking, Westfleisch, Interesse an den Vion-Betrieben bekundet. Berichten in der Fachpresse zufolge hat die norddeutsche Genossenschaft eine mögliche Übernahme als finanziell gesichert bezeichnet. Auch eine vorläufige Anfrage beim Bundeskartellamt sei bereits erfolgt und wäre potenziell von Erfolg gekrönt. Ausgang vorerst ungewiss.

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AUTORClemens Wieltsch
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