Trotz großer Nässe zum Anbau fällt die heurige Getreideernte zufriedenstellend aus. „Gute Wachstumsbedingungen im Frühjahr trugen wesentlich zur Ertragssteigerung gegenüber dem Vorjahr bei“, weiß Agrarmarkt- Austria-Vorstandsvorsitzender Günter Griesmayr. Mit rund 2,9 Mio Tonnen dürfte die Getreideproduktion (ohne Mais) um 4,6 Prozent über dem Vorjahr zu liegen kommen. „Dennoch bleibt das Ergebnis unterdurchschnittlich, da die reduzierte Anbaufläche aus 2024 auch 2025 nicht wieder entsprechend ausgeweitet werden konnte“, so Griesmayr.
Bekanntlich schrumpfte diese heuer witterungsbedingt auf lediglich 504.522 Hektar, ein historisches Tief. Insbesondere die früh auszusäenden Winterungen (Roggen, Triticale, Gerste) wurden von den Extremniederschlägen im Herbst in Mitleidenschaft gezogen oder erst gar nicht angebaut. Anders beim Weizen, der im Oktober bei nahezu idealen Bedingungen gesät werden konnte. Laut AMA verursachte der milde Winter heuer keine nennenswerten Auswinterungsschäden. Die für die Ertragsbildung kritische Phase von März bis Juni war von weniger Hitzetagen gekennzeichnet. Die ausreichend und gut verteilten Niederschläge sorgten für vielversprechende Getreidebestände.
Mayr: „Die Bestände waren insgesamt sehr gesund“
„Die Bestände waren insgesamt sehr gesund“, berichtet AMA- Verwaltungsratsvorsitzender Lorenz Mayr. Die Hitzewelle im Juni beeinflusste die Kornfüllung bei Gerste nicht mehr, beim Weizen soll sie einen neuen Ertragsrekord verhindert haben. „Die nassen Erntebedingungen seit Mitte Juli verzögerten den Erntefortschritt deutlich“, heißt es außerdem. Auf den bis jetzt noch immer nicht geernteten Flächen könne es entsprechend zu Qualitätseinbußen kommen. Zumindest im Frühdruschgebiet gelang laut Mayr die Ernte noch vor der unbeständigen Witterungsphase.
Hoher Anteil an mahlfähigem Weizen
Weichweizen war auch heuer die wichtigste Ackerkultur. Insgesamt sollen 2025 1,53 Mio. Tonnen geerntet werden. Das entspricht einem Anstieg von 6,8 Prozent gegenüber 2024 und gut einem halben Prozent mehr als im langjährigen Durchschnitt. „Diese Erntemenge sichert die Versorgung der heimischen Mühlen mit den erforderlichen 650.000 Tonnen Weichweizen komfortabel ab“, informiert die AMA. Der Hektarertrag sei im Mittel auf 6 Tonnen gestiegen (+3 %). Der Anteil an mahlfähiger Ware wird heuer mit 80 Prozent veranschlagt, davon 60 bis 70 Prozent Qualitäts- und Premiumweizen. „Deutlich mehr als in den Vorjahren“, wird angemerkt. Insgesamt spricht Lorenz Mayr von sehr guten Erntepartien mit „hervorragenden“ Fallzahlen sowie Kneteigenschaften.
Roggen: Trotz Minus noch ausreichend Menge
Ein deutliches Plus in der Gesamternte wird bei Hartweizen verzeichnet. Davon wurde und wird heuer fast ein Viertel mehr geerntet (138.000 t). Die Hektarerträge fielen mit 5,5 Tonnen ebenfalls überdurchschnittlich aus. Die Roggenfläche hat sich binnen zwei Jahren um knapp 11.000 Hektar verringert. Entsprechend fällt die Gesamternte um gut ein Fünftel geringer aus, reicht jedoch laut AMA immer noch um den Inlandsbedarf von 90.000 Tonnen zu decken. Pro Hektar ernten die Bauern heuer im Schnitt 900 Kilogramm mehr (4,9 t).
Solide Gerstenerträge
Bei der Gerstenproduktion wird mit 750.000 Tonnen Gesamternte gerechnet, was einem Zuwachs von 6,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Die mittleren Erträge für Wintergerste betrugen 6,5 Tonnen, was einen Anstieg von gut 10 Prozent bedeutet. Auch die zunehmend an Fläche verlierende Sommergerste überzeugte mit durchschnittlich 5,2 Tonnen je Hektar. „Die Versorgung mit Braugerste ist abgesichert“, so Lorenz Mayr.
Schwächelnde Preise
Getrübt werden die bisher guten Ernteergebnisse von den anhaltend niedrigen Erzeugerpreisen. Von den Rekordniveaus der Jahre 2021 und 2022 sei man laut AMA an den Termin- und Kassamärkten weit entfernt. „Wir befinden uns auf dem Preisniveau von Mitte der 2000er-Jahre, da können wir uns auch über die Mehrerträge nur bedingt freuen“, moniert der AMA-Verwaltungsratsvorsitzende. Premiumweizen notierte in der Vorwoche an der Wiener Produktenbörse bei 237,50 Euro pro Tonne und damit gut 40 Euro unter dem Niveau von 2024. Ähnliches gilt für Qualitäts- und Mahlweizen die derzeit für 255 beziehungsweise 210 Euro gehandelt werden.
Meixner: „Mit einer prognostizierten Erntemenge von 2,4 Milliarden Tonnen wird heuer weltweit so viel Getreide produziert wie noch nie zuvor.“
Besonders deutlich fällt der Rückgang bei Futtergerste aus. Wurde alternative Ware im März noch für 210 Euro gehandelt, erlöst sie nun lediglich 160 Euro pro Tonne. Geschuldet sei das Preistief laut AMA den allerorts guten Erträgen. „Mit einer prognostizierten Erntemenge von 2,4 Milliarden Tonnen wird heuer weltweit so viel Getreide produziert wie noch nie zuvor“, erklärt AMA-Abteilungsleiter Michael Meixner. Insbesondere auf der Nordhalbkugel fallen etwa die Weizenerträge üppig aus.
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- Weizen-Ablieferung: agrarfoto.com