Kommentar von Clemens Wieltsch,
Chefredakteur
Ob Neonicotinoide, Glyphosat oder Kupfer. Ständig muss sich die Landwirtschaft im gesellschaftlichen Diskurs für die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln rechtfertigen. Getrieben durch wiederkehrende und neuerdings auch quartalsweise aufgewärmte NGO-Kampagnen (Stichwort PFAS), ist das Thema in Brüssel und Wien ein Dauerbrenner. So auch in den Nationalratssitzungen im Juli, als etwa die grüne Agrarsprecherin Olga Voglauer Landwirtschaftsminister Totschnig aufforderte „die Notbremse zu ziehen und der Giftspritzerei ein Ende zu bereiten“. Bereits im April hatte sie im Agrarausschuss einen Antrag zur Einführung einer „Pestizid-Anwendungsdatenbank“ eingebracht. Bauern sollten verpflichtend und in Echtzeit schlagspezifische Aufzeichnungen führen. Die generierten Daten wollte man dann öffentlich zugänglich gemacht wissen.
Dieser Tage haben Bauern aktiv die Möglichkeit, solchen bürokratischen Wunschträumen selbst den Wind aus den Segeln zu nehmen. Seit vergangener Woche läuft nämlich die EU-weite Pflanzenschutzmittelerhebung. Hier können Landwirte, die ein Farmmanagementsystem verwenden, mit wenigen Mausklicks freiwillig anonymisierte Daten zu ihrer Spritzmittelverwendung 2023 und 2024 zur Verfügung stellen. Die Daten werden von der Bundesanstalt für Agrarwirtschaft und Bergbauernfragen gesammelt. Ein Rückschluss auf Einzelbetriebe ist ausgeschlossen. Nach dem Motto „mit fundierten Daten gegen Ideologie“ können diese Statistiken – so sie auf einer breiten Basis fußen – dann zu einer faktenbasierten Diskussion beitragen.