Gute Erträge, aber: Weizen unter Wasser, Preise im Keller

Trotz guter Erträge und Qualitäten bei Getreide drücken Wetterkapriolen und niedrige Deckungsbeiträge die Stimmung der Ackerbauern.

Laufende Niederschläge seit Anfang Juli machen vielerorts den Drusch des bereits reifen Getreides schwierig.

Während die Witterung in der zweiten Junihälfte nahezu ideal für die Abreife und die Ernte der Gerste war, haben die Niederschläge im Juli den Weizendrusch in weiten Teilen Oberösterreichs massiv verzögert. Trotzdem konnte in den Gunstlagen der Großteil der Ernte bis in die dritte Juliwoche eingebracht werden: „Und das mit überdurchschnittlichen Erträgen und vorwiegend guten Proteinwerten, die sich sehen lassen können“, betonte Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Waldenberger. 

Trotz überdurchschnittlicher Erträge steht die Wirtschaftlichkeit stark unter Druck. Franz Waldenberger

Es gelte daher nun rasch den restlichen Weizen „von den Feldern zu stehlen“. Durch die hohen Niederschlagsmengen und niedrigen Temperaturen kämpfen die Ackerbauern aber derzeit mit mangelnder Befahrbarkeit und schlechter Abtrocknung des Getreides. Insbesondere in mittleren und höheren Lagen drohen daher bei Weizen, Roggen und Triticale Qualitätsverluste mit sinkenden Fallzahlen und Auswuchs. Mahlqualität sei nicht mehr gegeben: „Die Preisabschläge erschweren damit die Wirtschaftlichkeit des Getreidebaus, der ohnehin bereits das dritte Jahr in Folge enorm unter Druck steht“, so Waldenberger.

Ergebnisse der Kulturen im Detail

Wintergerste: Im Durchschnitt konnte ein Ertrag von circa acht Tonnen und Hektoli­tergewichte von 65 bis 70 Kilogramm erzielt werden. Damit liegt man neun Prozent über dem langjährigen Durchschnitt. Spitzenerträge lagen sogar bei bei zehn bis elf Tonnen pro Hektar: „Es gab schon lange nicht mehr so hervorragende Erträge“, betonte Feitzlmayr.

Auch Bio-Betriebe können mit durchschnittlichen Erträgen zwischen 4,5 bis fünf Tonnen pro Hektar und im Durchschnitt 64 Kilogramm Hektolitergewicht sehr zufrieden sein. In Spitzenlagen wurden sogar Erträge bis acht Tonnen pro Hektar erzielt.

Raps: Mit durchschnittlich 4,1 Tonnen pro Hektar gab es auch beim Raps erfreuliche Erträge. In Gunstlagen konnten teilweise sogar mehr als fünf Tonnen pro Hektar geerntet werden. Die Kultur habe heuer vom Witterungsverlauf profitiert: „Es gab einen geringeren Schädlingsdruck“, so der Pflanzenbaudirektor. 

Winterweizen: Die Erträge liegen heuer mit circa acht Tonnen pro Hektar etwa sieben Prozent über dem langjährigen Durchschnitt. In guten Lagen konnten auch mehr als zehn Tonnen pro Hektar geerntet werden. Auch bei den Qualitäten liegt man über den Werten der Vorjahre. Laut Informationen der oberösterreichischen agrarhändler erreichen circa zwei Drittel (60 bis 70 Prozent) die definierte Mahlweizenqualität mit mindestens zwölf Prozent Eiweiß und 78 Kilogramm Hektolitergewicht. Erfreulich sei zudem, dass auch der restliche, marktfähige  Weizen ausreichend Qualitäten zum „Aufmischen“ aufweise.

Auch die Bio-Weizenerträge seien mit fünf bis sechs Tonnen je Hektar und teilweise überraschend guten Qualitäten „sehr erfreulich“. Spitzenerträge liegen bei acht Tonnen pro Hektar sowie 15 Prozent Protein und 85 Kilogramm Hektoliter-Gewicht.

Roggen und Triticale: Auch der Roggen brachte heuer „gute Erträge“ mit im Schnitt circa fünf Tonnen pro Hektar.  Bei Triticale liegt der Ertrag heuer bei durchschnittlich
6,1 Tonnen pro Hektar. „Aufgrund der vielen Niederschläge kam es allerdings teilweise zu Auswuchs. Daher wird manche Ernte in der Biogasanlage landen“, erklärte Feitzlmayr.

Hafer: Trotz regionaler Unterschiede in der Niederschlagsverteilung wird vielerorts mit „stabilen bis leicht überdurchschnittlichen Erträgen“ von im Schnitt 4,8 Tonnen pro Hektar gerechnet. 

Auch beim Bio-Speisehafer zeigen erste Ernteergebnisse Durchschnittserträge von vier bis fünf Tonnen, mit einem Hektolitergewicht von mehr als 50 Kilogramm. Spitzenerträge liegen hier bei bis zu sechs Tonnen pro Hektar. 

Auswuchs als große Gefahr als Folge von schwer durchnässten Feldern.

Deckungsbeiträge auf zu niedrigem Niveau

Obwohl heuer die Erträge und Qualitäten top sind, so sind die Deckungsbeiträge flop. Diese liegen heuer bei Weizen um ein Drittel und bei Gerste um zwei Drittel niedriger als im Durchschnitt der Jahre 2017 bis 2021, den Jahren vor den aktuellen, internationalen Krisenherden. Gründe dafür sind fallende Getreidepreise sowie gestiegene Betriebsmittkosten: „Aktuell liegt der Deckungsbeitrag für einen guten Ertrag von acht Tonnen Mahlweizenqualität unter 400 Euro pro Hektar. Zieht man davon noch weitere Fixkostenpositionen ab, kommt man unter die Null-Linie“, rechnet Waldenberger vor.

Er kritisiert, dass die heimischen und europäischen Ackerbauern aufgrund zu vieler Wettbewerbsnachteile gegenüber „Agrargiganten“ wie Brasilien, Russland und Ukraine nicht mehr konkurrenzfähig sind und trotz oder gerade wegen hoher Produktionsstandards immer mehr ins Hintertreffen geraten.

Hoffnung steckt man daher in das AMA-Gütesiegel für Getreide. „Ein Preiszuschlag von 10 bis 20 Euro pro Tonne wären wünschenswert“, so Waldenberger, der den Lebensmittelhandel und die Bäckereien gefordert sieht, diese Initiative zu unterstützen. 

OÖ: Produktionsplus

Die Getreideproduktion in Oberösterreich liegt heuer um circa sechs Prozent über dem fünfjährigen Durchschnitt. Bei Winterweizen konnte ein Produktionszuwachs von zehn und bei Wintergerste von acht Prozent erzielt werden. 

- Bildquellen -

  • Weizen Ernte 181 ID74253: agrarfoto.com
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AUTORThomas Mursch-Edlmayr
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