Im Gemüsebau stets offen für Neues

Vor zehn Jahren hat Familie Strohrigl mit dem Zwiebel- und Knoblauchanbau begonnen und seither ihr Feldgemüsesortiment kontinuierlich erweitert. Auch in der Vermarktung scheuen die Bauern keine neuen Wege.

Bei der Kartoffeltechnik setzen die Steirer auf die Kooperation mit einem Nachbarbetrieb.

Auf seinem Shirt prangt der Aufdruck „Gemüsebau Strohrigl seit 1924“. Auf diese lange Tradition ist Stefan Strohrigl aus Wundschuh im Grazer Feld stolz. „Mein Urgroßvater hat drei Joch Grund als Erbteil bekommen und mit Gemüse bestellt, das er in Graz verkauft hat“, erzählt er. Seine Großeltern waren dann Rinderbauern, seine Eltern Schweinebauern. Seit zwölf Jahren richtet er in gemeinsamer Arbeit mit Vater Ferdinand und Mutter Roswitha den Betrieb – in Ergänzung zum Erdäpfelanbau – voll auf Feldgemüse aus. Heuer sind 23 Hektar mit Kartoffeln, 16 Hektar mit Zwiebeln und drei Hektar mit Knoblauch bestellt.

Quelle: BZ/Brodschneider
Stefan Strohrigl und Freundin Alexandra sind stolz auf ihr Sortiment.

Mit der Ernte der Frühkartoffeln ging es Ende Mai los. „Die Ernte ist sehr gut gelaufen. Wir hatten keinen Frost, genügend Feuchtigkeit und ausreichend Sonne“, blickt der 34-jährige Landwirt zurück und berichtet: „Aber schon bei den Anschlusssorten war es völlig anders.“ In der 259-jährigen Messgeschichte war der vergangene Juni der drittwärmste aller Zeiten, in einigen Gebieten allerdings der heißeste und niederschlagsärmste. Die Dürre führte vor allem auf leichten Ackerböden südlich von Graz zu massiven Ernteverlusten. „Alles, was wir nicht bewässern konnten, blieb völlig zurück. Das hat zum Beispiel dazu geführt, dass die Spätkartoffel nicht einmal zugewachsen ist, weil sich das Kraut kaum entwickelt hat. Der Regen im Juli kam dann oft schon zu spät“, so Strohrigl.

Strohrigl: „Überall dort, wo wir nicht bewässern können, haben wir heuer massive Ertragseinbußen.“

Dann macht der Jungbauer klar, was er unter den Begriffen „regional“ und „erntefrisch“ versteht. „Bei uns werden die Erdäpfel in der Früh gegraben, zum fünf Kilometer entfernt liegenden Verteilerzentrum unseres Vermarktungspartners Rewe geliefert und sind schon am nächsten Tag im Geschäft.“

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Die Trockenheit im Juni hinterließ in den Lagerkartoffelbeständen Spuren.

Seine Freude am Gemüsebau entdeckte der Absolvent der Fachschule Hatzendorf bei einem Gemüsebau-Facharbeiterkurs. In der Folge erlangte er auch den Meisterbrief für Feldgemüsebau. Als Mitglied von „Die jungen WILDEN Gemüsebauern“, einer Vereinigung von 15 jungen Bäuerinnen und Bauern aus der Steiermark, tauscht er sich ständig mit Gleichgesinnten aus und taucht immer tiefer in die Materie ein. „Die Zwiebel mag überhaupt kein Unkraut und ihr großer Feind ist – neben Hagel und Starkregen – der Falsche Mehltau.“ Auch der Knoblauch ist eine eigene Wissenschaft. „Die Anbaufläche von drei Hektar Knoblauch passt für uns, mehr wäre arbeitstechnisch nicht zu schaffen. Dazu kommt, dass der Knoblauch nicht am Feld vorgetrocknet werden kann, sondern umgehend in die Trockenanlage gebracht werden muss“, lässt der Landwirt wissen. Bei der täglichen Arbeit wird er von vier rumänischen Saisonarbeitskräften sowie von seinen Eltern unterstützt, im Kartoffelanbau setzt er auf die Zusammenarbeit mit einem zweiten Landwirt aus der Gemeinde.

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Vater Ferdinand Strohrigl

Testacker für neue Kulturen

Stefan Strohrigl ist ein ständiger Tüftler. Direkt vor der Haustür hat er seinen eigenen Testacker, wo er Erfahrungen mit neuen Gemüsesorten sammelt. So ergänzen in der Zwischenzeit auch Speisekürbis, Rhabarber, Jungzwiebel, Schwarzer Rettich und Karotten das Angebot. Aus einem anderen Test ist längst schon Vollbetrieb geworden. Die Trocknungsanlage wird mit Hackschnitzeln beheizt, Sensoren steuern die Belüftung. „Diese Anlage ist Goldes wert“, betont der Gemüsebauer, „ohne sie hätten wir in den letzten zwei regenreichen Jahren keine trockene Ware zusammengebracht.“

Quelle: BZ/Brodschneider
In der Sortier- und Verpackungshalle herrscht Hochbetrieb.

Der Betrieb Strohrigl macht seit genau einem Jahr auch bei der weltweiten Initiative gegen Lebensmittelverschwendung „Too good to go“ mit. Vor allem Lebensmittelgeschäfte, der Großhandel und die Gastronomie bieten ihre nicht verkauften Lebensmittel deutlich günstiger gegenüber dem ursprünglichen Verkaufswert an und lassen sie von Kunden zu einem gewünschten Zeitpunkt vor Ort abholen. Anmeldung, Abholung und Bezahlung werden ausschließlich über eine eigene App abgewickelt.

Quelle: BZ/Brodschneider
Mutter Roswitha Strohrigl (r.) unterstützt am Verleseband.

„Bei uns sind das Produkte, die wir aufgrund ihrer Größe, Färbung oder Form nicht an den Handel liefern können, die aber von bester Qualität sind. So haben wir schon im ersten Jahr über 2.100 Säcke mit Kartoffeln, Zwiebeln und vielerlei Gemüse verkauft. Sonst hätten wir das alles auf den Kompost geben müssen“, sagt der Jungbauer und regt Berufskollegen an, es ihm nachzumachen.

Betriebsspiegel
Stefan Strohrigl, Wundschuh, Stmk.
Ackerbaubetrieb mit den Schwerpunkten Kartoffelanbau und Feldgemüse
Eigen- und Pachtflächen insgesamt rund 100 Hektar
Vermarktung: Rewe, Bäuerliches Versorgungsnetzwerk (BVN), privat, Gastronomie, „Too good to go“
www.djwg.at

 

- Bildquellen -

  • Stefan Strohrigl mit Freundin Alexandra Too Good To Go 1: BZ/Brodschneider
  • Kartoffelernte: BZ/Brodschneider
  • Vater Ferdinand Strohrigl: BZ/Brodschneider
  • Erdäpfel gewaschen und verpackt: BZ/Brodschneider
  • Verlesend: BZ/Brodschneider
  • Kartoffelernte: BZ/Brodschneider
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AUTORKarl Brodschneider
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