Auf fast jedem Hof gibt es eine Katze – oder auch mehrere. Das ist kein reiner Zufall oder ein sentimentales Überbleibsel aus Großmutters Zeiten, sondern hat gute Gründe. Hofkatzen erfüllen wesentliche Aufgaben im Haus, Stall und der Tenne und oft wird unterschätzt, welche große Verantwortung auf den schmalen Schultern der Vierbeiner lastet. Sie sind nämlich viel mehr als nur ein niedlicher Mitbewohner und übernehmen wichtige Funktionen im Mäusemanagement, bei Wettervorhersagen und bei therapeutischem Bedarf.
Mäusejagd
Wo Getreide gelagert wird oder Hühnerfutter herumsteht, lassen Mäuse nicht lange auf sich warten. Genau hier verrichtet eine Hofkatze wertvolle Dienste. Sie ist das wirksamste biologische Schädlingsbekämpfungsmittel und arbeitet leise, effizient und völlig eigenverantwortlich. Hin und wieder legt sie ihre Beute zum Beweis ihres Einsatzes gerne vor der Haustür oder der Terasse ab. Die Bezahlung für die erbrachte Leistung erfolgt bevorzugt in Streicheleinheiten.
Wettervorhersage
Es heißt, dass Katzen Gewitter vorhersagen können. Schon in der Antike reisten Katzen auf Schiffen mit, weil Seeleute glaubten, die Tiere hätten übernatürliche Kräfte, mit denen sie drohende Stürme spüren können. Tatsache ist, dass vor einem Unwetter der Druck in der Atmosphäre sinkt. Katzen nehmen diesen Druckabfall vermutlich in ihrem Innenohr wahr und können sich so rechtzeitig in Sicherheit bringen. Außerdem hören Katzen mit ihrem ausgeprägten Gehörsinn herannahendes Donnergrollen sehr früh. Zustätzlich bringt nahendes Regenwetter einen charakteristischen Geruch von Ozongas mit sich, das oft durch Blitze entsteht und einen scharfen, metallischen Geruch hat. Dieser ist für das menschliche Riechorgan nicht zu erkennen, für das feine Katzennäschen schon. Wenn sich die Hofkatze also verkriecht oder auffällig verhält, kann man das als Gewittervorhersage werten.
Seelsorge auf Samtpfoten
Auch emotional leisten Katzen auf dem Hof Großes. Nach einem langen Tag voller Matsch, kaputter Maschinen und wetterbedingter Ernteausfälle gibt es kaum etwas Tröstlicheres als eine schnurrende Katze auf dem Schoß. Sie stellt keine Fragen, gibt keine Ratschläge, sie ist einfach da – und damit oft besser als jede Supervision oder Therapie.
Qualitätskontrolle
Kaum ein Traktor wird gestartet, ohne dass zuvor eine Katze den warmen Motorraum auf Schlafplatzqualitäten geprüft hat. Auch Heuballen, Milchkannen und Gummistiefel werden regelmäßig auf Bequemlichkeit und Wärmeeffizienz getestet – vorzugsweise während der Landwirt bereits zur Arbeit eilt und verzweifelt versucht, seinen linken Schuh unter der Katze hervorzuziehen.
Öffentlichkeitsarbeit
Nicht zu unterschätzen ist der Marketingwert einer hübschen Katze, die sich fotogen auf einem Strohballen räkelt oder neugierig auf dem Melkstand posiert. Nicht umsonst gehören Katzenfotos und Videos zu den meistgeklickten Inhalten der Sozialen Medien. Wer also mehr Besucher auf sein Insta-Profil oder zum Hofladen locken will, braucht dafür eigentlich nur eine Katze – oder noch besser: ein paar Katzenbabys.
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- 20200909 181807: Strickner