Nach Jahren mit massiven Wetterkapriolen stimmt heuer vielerorts der Fruchtansatz. Vor allem die Qualitäten überzeugen.

Die Stimmung im Obstbau ist bereits seit Längerem etwas angespannt. In den vergangenen fünf Jahren hörte nämlich fast ein Fünftel der Obstbaubetriebe auf. Das sind laut Erhebung der Erwerbsobstbauern der Statistik Austria knapp 15.000 Hektar. Die Anzahl der Betriebe ist demnach auf etwa 3.100 geschrumpft. Trotz der weniger erfreulichen Zahlen erhoffe man sich heuer eine zumindest zufriedenstellende Ernte.

Quelle: Statistik Austria, BZ/Merl
In den vergangenen fünf Jahren hörte fast ein Fünftel der Obstbaubetriebe auf.

Wetterbedingungen waren heuer ausgeglichen

Blickt man auf ganz Österreich, dann war die diesjährige Witterungslage für den Obstbau nicht unbedingt schlecht. „Erstmals seit mehreren Jahren wurden wir heuer von einem großflächigen Spätfrost verschont und die Periode während der Apfelblüte war durchaus günstig für die Befruchtung“, erklärt Manfred Kohlfürst, Obmann Österreichischer Branchenverband für Obst und Gemüse. Dadurch haben die Apfelbäume auch einen hohen Fruchtansatz. Trotz des eher kühlen und nassen Mai hielten sich die Folgen in Grenzen. Lediglich das Wachstum der Früchte verlief in der Anfangsphase etwas langsamer, was aber durch den warmen Juni weitgehend ausgeglichen wurde. Witterungsmäßig extrem war bisher nur die zweite Junihälfte mit den hohen Temperaturen und einer sich zuspitzenden Trockenheit. Für den Großteil der Obstbaugebiete setzte Anfang Juli
jedoch noch rechtzeitig Regen ein. Von gröberen Unwettern wie Hagel, Sturm oder Starkregen blieben die Obstbauern bisher weitgehend verschont.

Quelle: Singer
Josef Singer bewirtschaftet einen 15 Hektar großen Obstbaubetrieb, davon entfallen neun Hektar auf Apfelanlagen.

Zuversicht ist da

Kohlfürst ist überzeugt: „Die heurige Apfelernte wird im Durchschnitt etwas kleiner ausfallen, was aber durch Knackigkeit und süßes Aroma mehr als ausgeglichen wird.“ Davon geht auch der steirische Obstbauer Josef Singer aus Kaindorf bei Hartberg auf seinem Betrieb aus. Grund dafür seien laut ihm die „üblichen Verdächtigen“: ungleichmäßige Wasserverteilung, Frost sowie Alternanz. Dennoch hoffe man auf warme Temperaturen im Herbst, die den Reifeverlauf begünstigen würden.

Schädlinge bleiben Dauerthema

Quelle: Kohlfürst/ÖBOG
Manfred Kohlfürst, Steiermark, Obmann ÖBOG

Schädlinge und Krankheiten haben im Obstbau jedes Jahr eine große Bedeutung. „In dieser Saison gab es jedoch keine besonderen Ausreißer“, meint Kohlfürst. Die eher trockene Witterung begünstigte allerdings die Entwicklung der Schädlinge, sodass es auf
einzelnen Flächen zu einem verstärkten Befall von Spinnmilbe und Apfelwickler kam. „Die Betriebe müssen daher laufend in den Kulturschutz investieren, insbesondere in Maßnahmen zur Wasserspeicherung“, weiß Manfred Kohlfürst. Auch die Verfügbarkeit von Pflanzenschutzmitteln sei essenziell für eine erfolgreiche Produktion. Hier brauche es laut dem Experten vermehrte Anstrengungen bei der Entwicklung und Zulassung von Wirkstoffen. „Eine Herausforderung wird künftig die Zulassung und die Kostendeckung von Pflanzenschutzmitteln sein“, meint Josef Singer, „denn es werden immer weniger effiziente Mittel zugelassen“. Die Winter seien laut dem Obstbauern zu warm.

Um unsere Betriebe zukunftsfit zu machen, müssen wir Obstbauern uns auch mit anderen, neuen Apfelsorten beschäftigen. – 
Josef Singer

Dadurch können Schädlinge wie etwa Wanzen oder Zikaden überleben. Außerdem kommen neue Nutznießer hinzu, die sich bei den immer wärmer werdenden Temperaturen wohlfühlen. „Um unsere Betriebe zukunftsfit zu machen, müssen wir Obstbauern uns auch mit anderen, neuen Apfelsorten beschäftigen, die besser mit den klimatischen Veränderungen umgehen können“, betont Singer. Der Landwirt nennt sich persönlich einen Freund von der Integrierten Produktion. „Das heißt für mich viel Zeit im Obstgarten verbringen, kontrollieren und beobachten und erst dann eine Maßnahme setzen, wenn es die Nützlinge – von denen es viele gibt – und Pflanzenhilfsstoffe nicht schaffen.“

Qualität der Ernte weitgehend hoch

Auch wenn gewisse Apfelsorten durch die Witterung an Festigkeit, Haltbarkeit und Farbintensität verlieren, gehe man von einer qualitativen Ernte aus. Wie gut die Haltbarkeit der Früchte im Lager sein wird, hängt stark von der kommenden Witterungslage ab. Wichtig sei es nun aber auch, die heimischen Äpfel regional zu vermarkten. Daher appellieren Singer und Kohlfürst, im Supermarkt auf die österreichischen Äpfel zu greifen, auch wenn sie teurer sind. Der Optimismus zur diesjährigen Apfelernte ist zwar da, dieser wird aber mit vorsichtigen Einschätzungen begleitet.

- Bildquellen -

  • Erhebung der Erwerbsobstanlagen 2023: Statistik Austria, BZ/Merl
  • Singer Josef: Singer
  • Manfred Kohlfürst: Kohlfürst/ÖBOG
  • Gala Ernte: Berger/BZ
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AUTORKatharina Berger
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