Ein Vollerwerb ist bereits auf wenigen tausend Quadratmetern möglich..

Marktgärtnerei bezeichnet ein kleinstrukturiertes, hochdiverses Produktionssystem für regionales Gemüse. Es kombiniert Prinzipien der bio-regenerativen Landwirtschaft mit Direktvermarktung und zeigt: Schon auf Flächen zwischen 1.000 und 10.000 Quadratmetern können – meist im Vollerwerb – 30 bis 40 verschiedene Gemüse- und Kräuterkulturen angebaut werden. Vermarktet wird in erster Linie an Konsumenten in der Region – über Bauernmärkte, Gemüse-Kisterln, Onlineshops, Ab-Hof oder Modelle der Solidarischen Landwirtschaft. Die Bewirtschaftung erfolgt überwiegend in Handarbeit und mit minimalem Maschineneinsatz. Effiziente Kleingeräte sowie innovative, ergonomische Methoden steigern die Produktivität und schonen gleichzeitig den Boden. Man spricht daher auch von bio-intensivem Gemüsebau – also nicht nur ökologisch, sondern auch hochproduktiv. Bio ist aber kein Muss: Zahlreiche Marktgärtnereien erzeugen zwar nach biologischen Prinzipien, verzichten aber auf eine Zertifizierung ihres Betriebes.

Bis zu 210.000 Euro Umsatz je Hektar

Die von der Operationellen Gruppe Marktgärtnerei untersuchten sechs Marktgärtnereien in der Steiermark und in Nieder- sowie Oberösterreich erzielen damit beachtliche Umsätze: Zwischen 130.000 und 210.000 Euro pro Hektar – ohne öffentliche Gelder. Den mit Abstand größten Kostenblock bildet die Arbeitskraft. Im Durchschnitt entfallen rund 68 Prozent der Gesamtkosten auf Löhne, sowohl für Angestellte als auch für die Betriebsleiter selbst. Der Arbeitszeitbedarf liegt bei 8.000 Stunden pro Hektar und Jahr, das ist ein Vielfaches dessen, was in konventionellen Gemüsebaubetrieben oder im Ackerbau anfällt. In der Studie wurden zwei Szenarien für den Lohnansatz der Betriebsleiter verglichen: einmal die tatsächlich gezahlten Beträge, einmal ein fiktives Gehalt nach dem Kollektivvertrag für Meister beziehungsweise Betriebsführer (2023: 2.100 Euro brutto pro Monat, exkl. Sozialversicherung). Das Ergebnis: In vier von zwölf Fällen zahlten sich die Betriebsleiter weniger als den kollektivvertraglichen Mindestlohn aus. Bei zwei Betrieben war das Betriebsergebnis sogar negativ, sobald der Mindestlohn angesetzt wurde.

Quelle: Marktgärtnerei OG
Kalkulierte Betriebszweigergebnisse 2023 mit Lohnansatz nach KV

Startphase besonders belastend

Die untersuchten Marktgärtnereien bestehen seit vier bis zwölf Jahren. Diese investierten seit ihrer Gründung zwischen 38.000 und 128.000 Euro. Gerade in den ersten Jahren wird der Investitionsbedarf als herausfordernd beschrieben. Die Startphase sei, vergleichbar mit Dauerkulturen, nur selten rentabel. Die untersuchten Betriebe besserten durch zusätzliche Standbeine wie Jungpflanzenverkauf, Wissenstransfer oder Exkursionen ihr Einkommen auf.

Chancen und Grenzen

Die Marktgärtnerei bietet viele Vorteile: hohe Produktivität auf kleinen Flächen, nachhaltige Bewirtschaftung und Engagement für Umwelt und Gemeinschaft. Dennoch sei ein gutes Einkommen möglich, aber nicht garantiert. Viele Löhne liegen unter dem gesetzlichen oder kollektivvertraglichen Mindestlohn. Wie es eine Betriebsführerin in der Studie zusammenfasst: „Man kann davon gut leben, aber reich wird man nicht.“ Um Interessierten nähere Informationen und wertvolle Praxistipps mitzugeben, hat die OG Marktgärtnerei einen 150 Seiten starken Leitfaden verfasst. Dieser ist auf deren Internetseite kostenlos abrufbar.

- Bildquellen -

  • Betriebszweige 2023 MG: Marktgärtnerei OG
  • Marktgärtnerei: Johannes Pelleter / OG Marktgärtnerei
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AUTORKatharina Berger
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