Wie die Dachorganisation der hiesigen Rübenbauernverbände „Die Rübenbauern“ kürzlich per Newsletter informierte wird derzeit eifrig mit Agrana über die Lieferorganisation für die heurige Zuckerrübenverarbeitung verhandelt.
Einig sind sich Bauern und Industrie demnach bereits beim Thema Zuckerverluste. So sollen auch heuer wieder in der noch wärmeren Erntephase im September und Oktober möglichst eingeschränkte Liefermöglichkeiten beibehalten werden. Traditionell wird erst ab 26. Oktober mit dem Aufbau von Dauerlagern begonnen. In den zehn darauffolgenden Tagen sollen heuer alle verfügbaren LKW-Kapazitäten dazu genutzt werden, um die bis dahin auf den Rübenlagerplätzen aufgebauten Bestände der Verarbeitung zuzuführen. Feldrandmieten sollen in dieser Zeit nicht aufgelöst werden.
Neue Termine für die Lieferbegrenzung
Aber auch hier scheint der Teufel im Detail zu liegen, schreiben die Rübenbauern. Agrana fordere demnach eine Ausdehnung der Lieferanmeldung von 25. auf 31. Oktober sowie die Verschiebung der ersten Lieferbegrenzung von 1. auf 7. November und der zweiten von 10. auf 20. November. „Die dafür vorgesehene Mengenbemessung ergäbe, dass nach der ersten Lieferbegrenzung noch etwa 45 Prozent und nach der zweiten Lieferbegrenzung noch etwa 30 Prozent der Zuckerrüben zu ernten wären. Das lehnen wir strikt ab“, teilt man mit. Damit würde eine weitere Verlagerung der Ernte in den Dezember hinein einhergehen, erschwerte Rodebedingungen und Bodenverdichtung inklusive, wird argumentiert.
„Möglicherweise verfolgt Agrana aber auch mit ihrer Forderung das Ziel, die Lieferungen zu den Rübenlagerplätzen immer unattraktiver zu machen, um die Feldrandlagerung mit Mausverladung zu forcieren“, mutmaßt man beim Dachverband. Bekanntlich sorgt die Umstellung auf Feldrandlagerung schon länger für Zündstoff zwischen den Verhandlungspartnern.
Zank um Früh- und Spätlieferprämien
Da heuer hierzulande nur mehr die Zuckerfabrik Tulln ihren Betrieb aufnehmen wird, plant Agrana laut Angaben der Rübenbauern mit der Übernahme der Zuckerrüben bereits am 1. September zu beginnen. „Dadurch wird das Volumen der Frühlieferprämien aber auch der Spätlieferprämien enorm erhöht“, teilt man mit. Bekanntlich ist die Summe beider Prämien im All-in-Rübenpreis inkludiert und wird entsprechend durch die Bauern selbst finanziert. „Wir fordern daher, dass Agrana einen Teil der Einsparungseffekte durch die Konzentration auf einen Standort für die Zuzahlung zu den Prämien verwendet.“ Geht es nach dem Verband soll der Prämienausgleich bei 67 Cent pro Tonne gedeckelt und der Rest vom Zuckerhersteller selbst übernommen werden. Das stößt dort offenbar auf wenig Zustimmung.
Verarbeitung in Ungarn oder Deutschland?
Interessantes Detail: Laut Rübenbauern wurde auch eine teilweise Verarbeitung heimischer Rüben im Ausland, etwa in Deutschland oder Ungarn, diskutiert. Diesen Vorschlag hätten beide Seiten demnach zunächst für sinnvoll erachtet, um die Kampagnendauer möglichst kurz halten zu können. Mittlerweile sei dieser aber wieder vom Tisch.
Agrana teilt zu den diskutierten Punkten auf Nachfrage mit, dass man „zu einzelnen Verhandlungsaspekten, die lediglich einen Zwischenstand darstellen“, keine Stellungnahme abgibt. Nachsatz: „Gemeinsam mit den Vertretern der Rübenbauern verfolgen wir das Ziel, tragfähige Lösungen für eine nachhaltige Zuckerproduktion in Österreich unter den aktuellen herausfordernden Marktbedingungen zu erarbeiten.“
Minus in den Bilanzen
Herausfordernd sind die Marktbedingungen für den heimischen Frucht-, Zucker und Stärkekonzern allemal, wie ein Blick in die kürzlich veröffentlichte Quartalsbilanz zeigt. Demnach rutsche das Konzernergebnis im Zeitraum März bis Mai in die roten Zahlen. Statt 16,1 Mio. Euro im Vergleichszeitraum des Vorjahres, schlug dieses heuer mit einem Minus von 7,9 Mio. Euro zu Buche. Geschuldet ist das einem Defizit von mehr als 10 Mio. Euro im operativen Ergebnis des Zucker-Segments. Das operative Ergebnis des gesamten Konzerns tendierte im selben Zeitraum übrigens nach oben. Gegenüber 2024 blieben gut 9,5 Mio. Euro mehr übrig, was der positiven Geschäftsentwicklung bei Rezepturen und im Getränkebereich geschuldet sei.
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- Rübenplatz: agrarfoto.com